CDs
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NEUES
AUS
DER
M U S I K W E L T
SPEZIALTIPP
Thievery Corporation
SAUDADE
ESL/Rough Trade CD (auch als LP erhältlich)
(42’)
Eliza Gilkyson
THE NOCTURNE DIARIES
Red House/In-Akustik CD
(51’)
Glitterhouse/Indigo CD
(43’)
Drei Jahre nach „Culture Of Fear“
erscheint das siebte Studioalbum
der Thievery Corporation rechtzeitig
zur Fußball-W M in Brasilien. Was
wie ein Sam pler aus dezent auf-
polierten Brasil-Pop-Perlen klingt,
ist tatsächlich eine Sam m lung mit
eigenem M aterial und zudem das
erste Album von Eric Hilton und
Rob Garza, das komplett jener süd-
am erikanischen M usik gewidm et
ist, welche sie vor
18
Jahren zu-
sam m engeführt hatte. Der Opener
„Décollage“, gesungen von LouLou
Ooldouz Ghelichkhani, ist ein char-
m ant-nostalgischer Bossa nova in
der Tradition von Brigitte Bardot &
Co. Auf Album länge jedoch macht
sich Beliebigkeit breit.
wz
„There’s a crack, a crack in every-
th in g /T h a t’s how w here the light
gets in!“ wissen w ir seit Leonard
Cohen.
V ie lle ic h t
b itte t
Eliza
Gilkyson ja desw egen in einem
so düsteren Song w ie „No To-
m orrow “ den Liebsten: „Find the
holes in the ceiling/W e can slip
through the cracks/And I’ll hold
onto yo u/W hen the world fades
to black“. Die zw ölf „Nocturnes“
artikulieren unverbrüchliche Liebe
und Hoffnung im Bewusstsein der
eigenen S terb lich keit. Dieselbe
Liebe beschwört sie im Angesicht
des Todes bei „Touchstone“ im
Terzett m it Lucy Kaplansk und
Cisco Ryder. Superbe Produktion.
F. Sch.
Wenn David Eugene Edwards in
Songform von seinen G otteser-
fahrungen erzählt, dann klingen
die im m er eher nach Last und
G eißel als nach Lebenshilfe und
Trost. Auf dem unheilvollen neuen
Album seiner Band W ovenhand,
die er nach einem Ausdruck für
„betende H ände“ benannt hat,
behandelt der M usiker aus Denver
G laubensdinge erneut m it einer
alttestam en tarischen
U n erb itt-
lichkeit. Zum finsteren Sound aus
Krachrock und Psychofolk singt
er einschüchternd vom strengen
Gott, vom antiken Edom und dem
Eid der Nasiräer, von Salome und
König David. American Gothic mit
unguten Prophezeiungen.
hake
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OUT AMONG THE STARS
Legacy Recordings/Sony CD
(40’)
Auch als LP erhältlich
Abgelehnt! So das schroffe Urteil
der Plattenbosse, nachdem Johnny
Cash mehrere Aufnahmen, die
1981
bzw.
1984
unter der Produktions-
ägide von „Countrypolitan Sound“-
Erfinder Billy Sherrill (Charlie Rich,
George Jones) entstanden waren,
zur Endabnahme eingereicht hat-
te. Was die Verantwortlichen bei
Columbia Records damals geritten
hat, diese vorzüglichen Arbeiten als
nicht gut genug zurückzuweisen,
bleibt wohl auf ewig ihr Geheimnis.
Wie auch immer, John Carter Cash
ist es zu verdanken, dass die früher
verschmähten Sound-Schätze nun
doch noch das Licht der W elt er-
blicken. Er sichtete sie
2012
beim
Katalogisieren des Archivs seiner
Eltern, ließ sie in der Folge klang-
technisch auffrischen und sorgte
mit neu hinzugefügten Beiträgen
von Topleuten w ie M arty Stuart,
Buddy Miller, Jerry Douglas, Sam
Bush und Halbschwester Carlene
Carter für zusätzlichen Pfiff.
Jetzt kommen w ir endlich in den
Genuss des bislang unbekannten
W erks, das auch ohne H eiligen-
bonus, das heißt ohne den ver-
klärenden
Nim bus einer toten
Legende, als meisterlich bezeich-
net werden darf. The Man in Black
präsentiert sich auf der posthumen
V eröffentlichung in blendender
Verfassung. Bestens bei Stim m e
trägt der Bariton zum Beispiel die
C&W -Räuberpistole „Out Am ong
The Stars“, die Herzschm erzballa-
de „After All“ und den ergötzlichen
One-Night-Stand „If I Told You Who
It W as“ vor.
G roßartig auch die Coverver-
sion von Hank Snows Countryhit
„I’m M ovin’ On“ , die im Duett mit
Highwaym en-Kum pel W aylon Jen-
nings erklingt. Und das mit Gattin
June Carter Cash gesungene „Baby
Ride Easy“ ist ebenfalls eine echte
Entdeckung auf der
30
Jahre alten
„Neuerscheinung“.
Harald Kepler
MUSIK ★
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KLANG ★ ★ ★
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1
Nach seinem Tod von der
5
Fangemeinde heilig gesprochen:
Johnny Cash
Das DR-Logo gibt den Dynamikumfang des Tonträgers an. Nähere Infos unter www.stereo.de
POP
Kenny Wayne Shepherd
G O IN' HOME
Provogue/Mascot/Rough Trade CD
(68')
M it
13
Jahren auf der Bühne bei
Stevie Ray Vaughan, mit
18
die
erste CD - Kenny Wayne Shepherd
hatte schon M uddy Waters-Licks
drauf, als er in die Schule kam.
Kein Wunder, dass das einstige
Gitarren-W underkind m ittlerw eile
namhafte Gäste wie Ringo Starr, Joe
Walsh, Warren Haynes, Keb Mo’ oder
Robert Randolph rekrutieren kann.
Dank der kompetenten Mitstreiter,
dank megalässiger Nummern wie
„B reakin g
Up
S o m eb o d y’s
Hom e“ oder „Boogie M an“ und
virtuos-schneidiger Gitarrensoli in
der Tradition von B.B. King und Ste-
vie Ray Vaughan garantiert Kenny
Waynes achtes Album
18
Songs lang
feinste Blues-Unterhaltung.
pb
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Steve M a rtin And th e Steep Canyon
Rangers Featuring Edie B rickell
LIVE
Rounder CD
(63')
W enn neuerdings auch ein Duo
w ie der Kom iker Steve M artin
und Paul Sim ons Angetraute für
ein exzellentes Album als Blue-
grass-Fans m it einem „Gram m y“
ausgezeichnet wird, könnte dieser
Stil dem nächst wom öglich glatt
populärer als Hip-Hop w erden.
Die Steep Canyon Rangers erlau-
ben sich den Spaß, m it lässiger
Virtuosität zu begleiten, dabei ge-
legentlich höchst stim m ungsvoll
von ganzem Streicher-Ensemble bei
Balladen wie „Rem em ber M e This
W ay“ begleitet. Komödiantischer
Höhepunkt ist das zwischendurch a
capella gesungene „Atheists Don’t
Have No Songs“.
F. Sch.
MUSIK
KLANG
STEREO 6/2014 125